KREISGEMEINSCHAFT BRAUNSBERG (OSTPREUSSEN)

CHRONIK DES JAHRES 2006

 

Bericht vom Jahreshaupttreffen 2006 in der Joanniterakademie in Münster

Wie im vergangenen Jahr fand auch diesmal das Jahreshaupttreffen in der Johanniter-Akademie in Münster statt, und zwar am 23. und 24. September 2006. Die Akademie ist einfach wie für uns geschaffen, alles in einem Haus und gut zu erreichen, wir fühlen uns rundum wohl.

Auftakt des Treffens war die Mitgliederversammlung der Kreisgemeinschaft am Samstag um 15.00 Uhr mit dem Rechenschaftsbericht des Kreisvertreters. Der Kreisvertreter berichtete von der diesjährigen Fahrt in die Heimat mit der festlichen Einweihung der Rochuskapelle und dem Begnungstreffen mit den heutigen Braunsbergern. Weiter wies er auf die Fahrt in die Heimat im kommenden Jahr hin, deren Anlass allerdings kein Kreistreffen sein wird und zu der also auch Nichtbraunsberger und Nichtostpreußen eingeladen sind. Sie wird voraussichtlich vom 28. 6. bis zum 7. 7. 2007 stattfinden, drei Nächte sind für Nikolaiken vorgesehen, zwei für Braunsberg, zwei für Danzig. Danach war dann geselliges Beisammensein und am Abend war gemütliche Runde in der “Bar des Hauses”.

Den Gottesdienst am Sonntag in der nahen Heilig-Geist-Kirche - wir waren Gast der Gemeinde und unsere Gäste waren auch die evangelischen Braunsberger - hielt Rektor Pfarrer Carsten Franke aus Freckenhorst.

Bei der Festlichen Stunde um 10.30 Uhr in einem Saal der Johanniter-Akademie – es waren etwa 100 Landsleute und Freunde gekommen – konnte unser Kreisvertreter als Gäste den Münsteraner Bürgermeister Herrn Schulze-Blasum, unseren Mittelsmann zur Stadt Münster, Herrn Klaus Niehus und die Vorsitzende des BdV Münster, Frau Roswitha Möller begrüßen.

In seinem Grußwort versuchte Herr Bürgermeister Schulze-Blasum sich in unsere Situation hineinzuversetzen, mit dem Verlust der Heimat fertig zu werden. Aber so etwas kann eben nur derjenige nachvollziehen, der es selbst erlebt und überlebt hat. Schließlich ist eine verlorene Heimat ja wohl mehr als eine Kulisse, und hinter jeder Zahl der leidenden Menschen steht ja ein Mensch mit seinen Sehnsüchten.

Im Totengedenken wurde besonders unseres Landsmanns Rainer Barzel gedacht.

Frau Roswitha Möller verknüpfte unser Gefühl für Heimat mit der Reise von Papst Benedikt in seine bayrische Heimat. Hier ist auf einmal gar nichts mehr altmodisch oder gar mit Blut und Boden belastet. Im Gegenteil, alle heutigen Bewohner freuen sich, dass er kommt. Mal ein Gedankenspiel: Was wäre, wenn sich die heutigen Bewohner auch so freuen würden, wenn wir kommen? Aber wir Deutschen haben ja selbst unsere Probleme, erwähnt sei nur die vertriebenenfeindliche Politik der Nachkriegsjahre. Dabei hat der Krieg doch nun wirklich nicht im Osten angefangen! Immerhin gebe es heute gute Ansätze auch von unseren Nachbarn, Frau Möller wies auf die Denkmäler in Aussig und in Ungarn hin. Und auch die Stadt Münster hielte die Erinnerung wach, etwa durch Zusätze zu den Straßennamen von Städten im deutschen Osten.

Leider konnte der stellvertretende Sprecher der Landsmannschaft Herr Dr. Thüne wegen Erkrankung den Festvortrag nicht wie vorgesehen halten, statt seiner las ihn unser früherer Kreisvertreter Gerhard Steffen vor. Thüne wies darauf hin, dass wir Heimatvertriebenen nun wirklich nicht Ruhe und Frieden stören wollten, doch es ist nun einmal so, dass die Aufarbeitung, und im die geht es uns doch, die Grundlage eines künftigen Friedens ist. Und schließlich hätte jede Nation irgendwie ihr mea culpa zu bekennen. Ein wirklich positives Beispiel hierfür ist Ungarn mit einer Aufarbeitung auf der Rechtsordnung. Und zu den Rechten gehören nun einmal auch die Eigentumsrechte, wer die nicht anerkennt, der verletzt in gewisser Wesie auch die Würde der Person. Unsere Heimattreffen sind eine Aufforderung zum Dialog, und wer ihnen fernbleibt, muß sich sagen lassen, dass er den Dialog verweigert. Auf alle Fälle: Justitia fiat pax, Gerechtigkeit schafft Frieden. Das Recht ist die einzige Waffe, die die Bestie Mensch zähmen kann.

Die `Festliche Stunde´ wurde umrahmt von Darbietungen des Blechbläser-Ensembles der Musikhochschule Münster.

Das Treffen im kommenden Jahr findet wieder am vierten Wochenende im September als inzwischen festem Termin statt, und zwar wieder in der Johanniter-Akademie.

Und hier ausführlich das Grußwort der Vorsitzenden des Bundes der Vertriebenen Münster Frau Roswitha Möller:

Sehr geehrter Herr Vorsitzender, lieber Herr Ruhnau,

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Schulze-Blasum,
Sehr geehrter Herr Niehues,
sehr geehrte Ehrengäste,
liebe Freunde aus der Heimat,

ich bedanke mich herzlich für die Einladung heute zu Ihrem jährlichen Treffen in Münster.

Ich begrüße Sie im Namen des Bundes der Vertriebenen und wünsche Ihnen ein schönes geselliges Beisammensein.

Wir begehen in diesem Jahr am 8. Oktober in Münster die Gedenkstunde „60 Jahre Vertreibung - Dank für die Aufnahme“ Zu dieser Veranstaltung kommt der amerikanische Historiker und Völkerrechtler Prof. Dr. Alfred de Zayas aus Genf in den Festsaal des Rathauses. Prof. de Zayas war langjähriger Generalsekretär der Vereinten Nationen für Menschenrechte in Genf und ist heute Präsident des Schweizer Penclubs.

In der Zeit nach Kriegsende kamen in Münster zirka 48000 Flüchtlinge und Vertriebene an – ein Viertel der Münsterschen Bevölkerung, darunter auch viele Braunsberger. Etliche zogen weiter, viele blieben hier. Sie fanden hier im Westen eine neue Heimat oder doch zumindest ein neues Zuhause. Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, unter welch schmerzlichen Bedingungen.

Heimat – ein altmodischer Begriff? Oder mit den Begriffen Blut und Boden verbunden?

Beim gerade zu Ende gegangenen Besuch des Papstes Benedikt XVI. hatte Bundespräsident Köhler immer wieder die Verbundenheit des Papstes mit seiner bayerischen Heimat herausgestellt. Er bekenne sich zu seiner Heimat, sei herzlich in seiner Heimat willkommen. Mit einem Anflug von Bitterkeit musste ich daran denken, wie die Reaktion der Menschen hier im Westen war und teilweise immer noch ist, wenn die Menschen aus Ost- und Westpreußen, Pommern und ihren anderen Heimatgebieten mit Liebe und Inbrunst von ihrer Heimat sprachen. Das wird dann oftmals geringschätzig abgetan: „Das ist doch alles längst vorbei.“ Oder „Hör doch endlich auf und fang nicht immer wieder davon an.“ Das müssen sich die Menschen sogar von ihren eigenen Kindern sagen lassen.

Und was tun sie? Sie hören auf, von ihrer Heimat zu sprechen, sie wagen es nicht mehr, wieder davon anzufangen, weil sie es ja nicht mit ihren Kindern verderben wollen. Wie gut hat es doch Papst Benedikt XVI!

Ich habe mir dabei einmal das Gedankenspiel erlaubt, wenn der gebürtige Glatzer, der apostolische Nuntius des Papstes in Deutschland, Kardinal Ender in seine Heimat käme, ob er wohl auch von dem polnischen Staatsoberhaupt überschwänglich willkommen in der Heimat geheißen würde? Oder wenn Kardinal Meissner von Köln, ein gebürtiger Schlesier, in seine Heimat käme, ob wohl dort die gleiche Freude über die Heimkehr eines Sohnes Schlesiens herrschen würde?

Oder wie ist es mit dem Apostolischen Visitator des Ermlandes? Wird Monsignore Dr. Schlegel auch so herzlich von den Polen in seiner Heimat willkommen geheißen?

Wie ist es dazu gekommen, dass die Menschen sich immer weniger trauten, offen über ihre Heimat zu sprechen?

Es war die vertriebenenfeindliche Politik der Nachkriegsjahre, es war die gebetsmühlenartige Schuldzuweisung am Beginn des 2. Weltkrieges, denn schließlich hatte ja der Krieg im Osten begonnen und die Menschen in Ost- und Westpreußen, in Pommern, Schlesien und dem Sudetenland wurden ja aus ihrer Heimat verjagt. Also muss da doch etwas dran sein an der Schuld! „Die sind doch selber Schuld!“ heißt es - aber genauer erläutern kann es dann niemand. - Der Krieg hatte nicht erst am 1. September 1939 begonnen. Vieles war vorausgegangen.

Am 2. September dieses Jahres fand der Auftakt zum Tag der Heimat in Berlin statt. Dort sprach auch der Bundespräsident Horst Köhler. Er sagte u. a. : „Vertrieben , heimatlos – Millionen erlitten und erleiden noch immer dieses Schicksal und tragen für immer daran. Das kann niemanden gleichgültig lassen. Vertreibungen sind Unrecht, und sie dürfen kein Mittel der Politik sein. Es ist Aufgabe der ganzen Völkergemeinschaft, dieser Erkenntnis überall in der Welt zum Durchbruch zu verhelfen – beharrlich, aber mit dem Ziel, am Ende doch eine bessere Welt zu schaffen.“

Er sagte aber auch: „Deshalb darf es heute keinen Raum mehr geben für Entschädigungsansprüche, für gegenseitige Schuldzuweisungen und für das Aufrechnen der Verbrechen und Verluste.“ Ich denke, es ist sehr viel verlangt, von Menschen, die Verlust von Hab und Gut, die Vertreibung aus ihrer Heimat, den Verlust von Angehörigen, Diskriminierung und Entrechtung erlitten haben, auch noch zu verlangen, dass sie dieses widerspruchslos akzeptieren und es auch noch als Schicksal annehmen sollen. Köhler bezieht sich dabei auch noch auf die Autorin Helga Hirsch, die fragt, ob sich die Vertriebenen mit dem Pochen auf Wiedergutmachung und auf Rechtspositionen nicht den Weg versperren, mit der Vergangenheit und mit sich selber Frieden zu machen?

Hierzu zitiere ich nur Art. 17. Abs. 2 der Allg. Erklärung der Menschenrechte 10. 12. 1948 „ Niemand darf willkürlich eines Eigentums beraubt werden.“

Dass die Deutschen die Ereignisse des Kriegsgeschehens auch nach 60 Jahren nicht loslässt, zeigen Ausstellungen, Filme und Buchveröffentlichungen bis hin zu autobiographischen Selbstdarstellungen bekannter Autoren, s. Günter Grass.

Die Deutschen sind traumatisiert durch Kriegsereignisse, Schuldzuweisungen, Wiedergutmachungsauflagen und die Verpflichtung zu friedenserhaltenden Maßnahmen wie z. B. die Aussendung deutscher Soldaten in die Krisengebiete der Welt.

Das Schicksal, das sie selbst erlebt haben, wollen sie, soweit es in ihrer Macht steht, anderen Völkern ersparen, getreu dem Leitwort des Tages der Heimat in diesem Jahr „Menschenrechte achten – Vertreibungen ächten“

Dass die Hoffnung der deutschen Heimatvertriebenen auf Anerkennung ihres Schicksals nicht vergeblich ist, zeigen Maßnahmen im Ausland. So wurde im vergangenen Jahr in Anwesenheit des stellvertretenden tschechischen Außenministers in Aussig an der Elbe, wo Massaker an der deutschen Bevölkerung stattgefunden hatten, eine Gedenktafel für die deutschen Opfer des 31. Juli 1945 eingeweiht. In Ungarn wurde im Juni dieses Jahres ein Denkmal für die vertriebenen Deutschen errichtet.

Diese Beispiele zeigen ein erwachendes Unrechtsempfinden, ein Gefühl für die Opfer und die Bereitschaft , Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen.

Die aktuelle Stimmung in der Bundesregierung zeigt sich in der Koalitionsvereinbarung zwischen CDU / CSU und SPD vom 11. November 2005 in folgender Aussage:

„Die Kultur der aus ihrer Heimat vertriebenen Deutschen ist Bestandteil des Erbes der ganzen deutschen Nation“.

Im Schreiben von Frau Merkel am 2. Dez, 2005 an die Präsidentin des Bundes der Vertriebenen heißt es u. a. „Als Union stehen wir auch weiterhin zu unseren Vorschlägen, die wir aus Überzeugung in unser Bundestagswahlprogramm aufgenommen haben. Das gilt auch für die Errichtung eines Zentrums gegen Vertreibungen. Und dafür stehe ich auch persönlich ein.“

In Münster finden wir auch immer wieder Zeichen der Verbundenheit der Stadt mit den Vertriebenen: 2003 die Errichtung des Gedenksteines zu Ehren der Flüchtlinge und Heimatvertriebenen in Münster. Und z. Zt. läuft ein Projekt, welches Zusatzschilder für Ostdeutsche Straßennamen zum Inhalt hat. So wird z. B. der Zusatztext zur Königsberger Str. lauten: „Hansestadt und Hauptstadt der ehemaligen preußischen Provinz Ostpreußen. Geburts- und Wirkungsort von Immanuel Kant“.

Ich denke, dass auch die Braunsberger ein Interesse daran haben, die Braunsberger Str. und vielleicht auch die Frauenburgstr. in Münster mit einem Zusatztext zu versehen.

In diesem Sinne, dass unsere Ostdeutsche Heimat nicht vergessen werde, sie möge leben, blühen und gedeihen!

Vielen Dank!

****

Besondere Ehre für einen Braunsberger

Gerhard Steffen ist Braunsbergs Ehrenbürger

Am Mittwoch vor Fronleichnam, 14. Juni 2006, war um 10 Uhr eine besondere Sitzung des Stadtrates von Braunsberg angesetzt. Der Grund: die Verleihung einer Ehrenbürgerschaft, das Besondere: es war ein Deutscher, dem diese Würde zugesprochen werden sollte, dem gebürtigen Braunsberger und langjährigen Vorsitzenden der Kreisgemeinschaft Braunsberg e.V. Gerhard Steffen.

Der altehrwürdige Ratssaal war bis auf den letzten Platz besetzt, anwesend waren neben Gerhard Steffen u. a. auch sein Nachfolger im Amt des Kreisvertreters Manfred Ruhnau, Mitglieder der Braunsberger Minderheit, hohe Vertreter des Militärs, der Verwaltung, der Feuerwehr. Die Sitzung wurde vom Vorsitzenden des Stadtrates eröffnet, der nach einer kurzen Begrüßung den Beschluss des Stadtrates vom 7. Juni 2006 kundtat, nämlich Herrn Gerhard Steffen die Ehrenbürgerschaft seiner Heimatstadt Braunsberg zu verleihen. Begründet wurde diese hohe Auszeichnung damit, dass Herr Steffen der Initiator und Organisator der Kontakte zwischen den ehemaligen und heutigen Bewohnern von Braunsberg sei und dass er als Kreisvertreter dafür gesorgt hat, dass es auch zu einer Zusammenarbeit zwischen den Städten Braunsberg und Münster gekommen ist Weiterhin wurden hervorgehoben die Stiftung zweier Messkelche für St. Katharina in Braunsberg und seine jetzige Gemeinde in Oberursel als Zeichen der Versöhnung der Völker, seine Spende von Büchern und Archivalien an die Braunsberger Bibliothek, sein Engagement für die Übergabe eines Feuerwehrautos der Stadt Münster an die Braunsberger Feuerwehr, sein Bemühen um die Renovierung der Rochuskapelle, die wenige Tage darauf, am Sonntag, 18. Juni 2006 von Erzbischof Wojciech Ziemba und Visitator Ermland Msgr. Dr. Lothar Schlegel neu eingeweiht wurde, sowie seine stete Sorge um die Bedürftigen,denen er nicht nur mit Medikamenten oft geholfen hat.

Sowohl bei der Überreichung der Ehrenbürgerschaftsurkunde als auch bei der anschließenden Dankesrede von Herrn Steffen merkte man ihm seine Rührung, aber auch seine Freude und Dankbarkeit über diese anerkennende Auszeichnung an.

Noch einmal wurde dieses Ereignis aufgegriffen, als die mit zwei Bussen angereisten Braunsberger am nächsten Tag mit Kaplan André Schmeier in der Kreuz-Kirche ihren Fronleichnamsgottesdienst feierten. Bei dieser Gelegenheit wurde auch dem Herrgott Dank gesagt für Herrn Steffens Bemühen für die Früchte, die es mit Gottes Hilfe allen Menschen, die am gemeinsamen Werk mitarbeiten, gebracht hat.

André Schmeier (aus den Ermlandbriefen Sommer 2006)

****

Und jetzt zwei traurige Nachrichten:

Liebe Ermländer,
 
Alfred Krassuski ist im Alter von 79 Jahren am 24. August in Werl gestorben. Er war am 16. Januar 1927 in Heilsberg geboren. Das Seelenamt wird am Mittwoch, 30. August, um 14.30 Uhr, in der Propsteikirche St. Walburga zu Werl gefeiert. Anschließend ist die Beerdigung auf dem Werler Parkfriedhof. Das Totengebet ist am Dienstag, 29. August, um 18 Uhr in Verbindung mit einer Abendmesse in der Propsteikirche St. Walburga.
 
Mit Alfred Krassuski verliert die Ermlandfamilie eine herausragende Persönlichkeit. Viele Jahre gehörte er der gewählten Ermländervertretung und dem Ermländerrat an. Zu seinen herausragenden Leistungen zählen die zahllosen von ihm organisierten Fahrten ins Ermland. Er ermöglichte damit tausenden Ermländern ein Wiedersehen mit ihrer Heimat. Er gehörte zu den ersten, der solche Fahrten Anfang der 70er Jahre anbot. Auch Einreiseverbote, mit denen er zeitweilig von den polnischen Behörden belegt wurde, haben sein Engagement nicht gemindert.  Er verstand es mit viel Geschick auch, sich den Reglementierungen seitens des kommunistischen Landes zu widersetzen.
 
Alfred Krassuski hat ebenso maßgeblich dazu beigetragen, dass sich die Ermländer nach dem Zweiten Weltkrieg bei der jährlichen großen Werl-Wallfahrt begegnen konnten. Jahr für Jahr organisierte er bis zuletzt die Treffpunkte für Orts- und Kreisgemeinschaften.
 
Alfred Krassuski war bis zum Ruhestand Rektor an der Walburgis-Schule in Werl.
 
Die Ermlandfamilie wird seiner gedenken.
 
(Beileidsadresse; Ehefrau: Rita Krassuski, Münstermannstraße 7, 59457 Werl)
 
Mit freundlichen Grüßen
 
Norbert Block
 

***

Und am 26. August 2006 ist auch der Braunsberger Rainer Barzel gestorben. Siehe etwa den Nachruf von Herbert Kremp "Leidenschaft für Deutschland - Stets hellsichtig und tapfer, passte der komplizierte Idealist Rainer Barzel nicht in die Schablonen der Politik. In vielen Ämtern blieb er glücklos." in der WELT vom 28. August 2006.

Vollständige Url des Artikels: http://www.welt.de/data/2006/08/28/1013184.html

***
 

Das diesjährige Begegnungstreffen der alten und der neuen Braunsberger hat anlässlich der Fahrt in die Heimat der alten Braunsberger vom 14. - 22. Juni 2006 stattgefunden. Höhepunkt war die Einweihung der Rochuskapelle mit dem neuen ermländischen Erzbischof.

Und hier die Plakette, die die Stadt Braunsberg für die Teilnehmer anfertigen ließ (Durchmesser des Originals 5,3 cm):

***

Besuch des letzten deutschen Bauern Stefan Preuschoff aus Vierzighuben (zwischen Frauenburg und Bludau) im Kreis Braunsberg mit Frau beim Webmaster und Schriftführer (die Polen schreiben heute Preuszof)

Gleich nachdem Polen Mitglied der EU war, hatte der Schriftführer Michael Preuschoff seinem Namensvetter einen Pflug gebracht, den er von einem rheinischen Bauern in Rente geschenkt bekommen hatte (siehe in der Chronik 2004). Und immer wieder kam es zu Besuchen, zuletzt per Ryanair über Danzig (siehe "Für 15 Euro Heimatluft schnuppern!").

Dabei staunte der ermländische Bauer, mit welchen tollen alten Autos Michael Pr. bisweilen seine Reisen unternahm und es kam die Idee auf, dass er sich auch einmal ein so tolles Auto im Rheinland besorgte. Klar, die Autos fahren doch noch und etwas Besseres, als dass sie in Polen reparaturbedürftig werden, kann einem doch gar nicht passieren - bei den Preisen dort (man muss allerdings Beziehungen haben!). Also ins Rheinland per Flugzeug, dort ein Auto kaufen und dann damit zurück!

Na ja, zu einem Autokauf kam es schließlich nicht, aber zu einer Reise doch, und es kam auch die Frau mit, die leider nur polnisch konnte. Und nach bewährtem Muster ging´s ab Danzig nach Frankfurt (am Freitag, 17. März 2006), da es leider die Flüge nach Köln mit einer anderen Gesellschaft entweder nicht gab oder sie ausgebucht waren. Und von dort per Nachtbus erst einmal nach Köln (Ankunft am Samstagmorgen 3:00 Uhr...). Stefan Pr. erzählte später glücklich, welchen Vorteil es doch hat, wenn man deutsch spricht, ansonsten hätte er gar nicht mitgekriegt, wo der Bus vor dem Flughafen Hahn abfuhr. Ja, leider können seine Kinder die deutsche Sprache nicht mehr und haben auch kein rechtes Interesse...

Erster Programmpunkt war am Samstag ein Gespräch mit dem Blatzheimer Bauern Gerhard Pesch, der den Pflug verschenkt hatte. Thema war vor allem die neue Situation in der EU und wie ein kleiner Bauer da überleben kann. Pesch erzähle so von seinem Vetter, der sich eine Stiefmütterchenzucht aufgebaut hätte. Was sinnvoll für Stefan Preuschoff (oder eben Preuszof) sei, das müsse er noch sehen, denn mit seiner Schweinezucht mag das jetzt ja noch gut laufen, aber wie mag das in zehn Jahren sein? So richtig kostendeckend seien ja auch jetzt schon die Erlöse kaum, auch nicht in Polen.

Bauer Preuschoff im Gespräch mit dem rheinischen Bauern Gerhard Pesch

Am Nachmittag war ein Ausflug in die belgisch-holländische Grenzregion angesagt, klar, die Gäste aus Ostpreußen müssen ja auch einmal in die beiden Nachbarländer sehen, und anschließend noch ein kleiner Bummel durch Aachen.

Drei Preuschoffs im belgischen Wallfahrtsort Moresnet la Chapelle

Am Sonntag war dann Ermländergottesdienst in Düren, eine gute Gelegenheit, andere Ermländer zu treffen. Leider war die riesige Braunkohlengrube bei Hambach auf dem Heimweg so voller Nebel, dass die Gäste ihre Ausmaße nur erahnen konnten.

Am Rhein vor der Kirche Groß St. Martin in Köln

Die letzten beiden Tage waren ausgefüllt mit einem Bummel durch Köln mit dem Besuch der wichtigen Geschäftsstraßen, einiger römischer Ruinen und natürlich des Domes und einiger der bedeutenden romanischen Kirchen (die Gäste waren hinterher total k.o.) und dann noch mit einem Ausflug in die Eifel, wo sie mal bei Nideggen auf richtigen Felsen standen!

Auf den Felsen bei Nideggen in der Eifel

Am Mittwoch, dem letzten Tag besuchten die Gäste noch den Kreisvertreter und das Grab seiner verstorbenen Frau Dora und anschließend ging´s bis Koblenz an Weinbergen und Bergen mit Burgen am Rhein entlang nach Koblenz und von dort weiter zum Flugplatz nach Frankfurt-Hahn, dem Abflugort für den Flug nach Danzig.

Mit gutem Gewissen kann sich der Schriftführer und Webmaster nun wieder in Ostpreußen einladen - und es sind auch noch andere Gäste Willkommen! Wer kommt mit? Und wir waren auch gleich dort:

Den Bericht von einer Kurzfahrt nach Danzig und in unsere Heimat im Dezember 2006 mit zwei westdeutschen Kollegen finden Sie unter http://freenet-homepage.de/kranlucken/danzig06.htm .

 

www.braunsberg-ostpreussen.de